Landschaftspflegerische Begleitplanung von Windenergieanlagen
Aufgrund
unserer Spezialisierung auf das Landschaftsbild waren wir eines der
ersten Planungsbüros, die sich mit der Problematik von
Windenergieanlagen in der Landschaft beschäftigen.
Die landschaftspflegerische Begleitplanung für Windenergieprojekte birgt im wesentlichen drei Problemkreise:
- Überlegungen zur Eingriffsminimierung erfordern eine
Standortanalyse, da die Wahl eines geeigneten Standortes nahezu die
einzige Möglichkeit der Einflußnahme auf das Ausmaß
des zu erwartenden ökologischen und landschaftsästhetischen
Eingriffs darstellt. In der Regel jedoch steht bei Erstellung des
landschaftspflegerischen Begleitplanes der Standort bereits fest. Dies
kann die Handlungsfreiheit des Landschaftsplaners erheblich
einschränken.
- Die Wirkung von Gehölzanpflanzungen zur Kompensation des
ästhetischen Eingriffs darf nicht überschätzt werden, da
die zeitliche Dimension erheblich ist. Während Windenergieanlagen
in einigen Tagen errichtet sind, benötigen Pflanzungen Jahrzehnte,
um die beabsichtigte Wirkung zu entfalten.
- Kompensationsmaßenahmen im Umfeld von Windenergieanlagen
haben in der Vergangenheit häufig die Konflikte (v.a. Vogelschlag)
erhöht. Durch die Möglichkeit von Ersatzgeldzahlungen ist
heute eine Entkopplung von Eingriff und Ausgleich und eine effizeiente
Bündelung der Maßnahmen z.B. für Verbesserung des
Vogelschutzes einfacher geworden.
Die landschaftsästhetisch relevanten Auswirkungen von Windenergieanlagen sind wie folgt zu differenzieren:
- Verfremdung der Eigenart von
Landschaftsräumen durch Einbringen von Form- und Farbgebungen der
technischen Zivilisation (vor allem in Kulturlandschaften, die bisher
weitgehend durch mehr oder weniger traditionelle landwirtschaftliche
Nutzung und deren Gestaltelemente geprägt sind)
- Sprengen des durch natürliche Elemente
(Bäume, Wälder, Hecken) geprägten vertikalen
Maßstabes um ein Vielfaches,
- Setzen anthropogener Akzente, die weithin sichtbar sind (Landmarkencharakter)
- Veränderung gewohnter Horizontbilder und Silhouetten,
- Beeinträchtigung des Landschaftserlebens durch
unnatürliche, rhytmische Windgeräusche oder Geräusche
von Nebenanlagen (z.B. Transformatorenlüfter), durch Schattenwurf
und Reflexe (´Disco-Effekt´).
Obwohl
innerhalb der letzten zwanzig Jahre durchaus ein Wechsel in der
Beurteilung von Windkraftanlagen zu verzeichen ist und längst
nicht alle aufgeführten Faktoren von allen Menschen negativ
bewertet werden, ist die qualifizierte Begleitung von
Windenergievorhaben durch Landschaftsplaner nach wie vor von
höchster Bedeutung. Gerade der zukunftsweisende Charakter
der Windenergienutzung sollte besondere Aufrichtigkeit und Sorgfalt bei
der Kompensation des Eingriffes in Naturhaushalt und Landschaftsbild
erfordern.
Erster
Schritt der landschaftspflegerischen Begleitplanung ist stets die
Untersuchung der Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des
Naturhaushaltes und den Erhaltungszustand der Arten, insbesondere
Vögel und Fledermäuse. Dieser Schritt sollte in der ersten Stufe der Planung erfolgen - also in der Regional- und Flächennutzungsplanung.
War in
der Vergangenheit das Planungsziel in puncto Landschaftsbild in erster
Linie auf Vermeidung bedacht (Tarnfarben, Verhinderung von Disco-Effekt
und Schattenwurf), fordert die heutige Größe der Anlagen
eine offensivere Vorgehensweise. Hier ist der Architekt als Gestalter
gefragt, da die Standortwahl und die Anordnung der Anlagen zueinander
ganz wesentlich das künftige Bild der Lanschaft bestimmen wird.
Leider wird es noch lange brauchen, bis sich diese Sichtweise
auch in Deutschland durchgesetzt haben wird.