Ein neuer Kreisel für Rosdorf: der Ziegelei-Kreisel
Die Steinblöcke, die den Platz gliedern, bestehen aus den
regionalen Natursteinvorkommen des Basalt und des Muschelkalk. Leider haben wir
keinen Rosdorfer Duckstein mehr erhalten können, da die Steinbrüche des
Settbachtales sämtlich geschlossen und verfüllt sind. Aber auch so ist der
regionale Bezug eindeutig.
Aber noch einmal: ist es notwendig, einen
Kreisverkehrsplatz so aufwändig zu gestalten?
Notwendig ist es sicher nicht. Aber es ist sinnvoll, durch
gezielte Gestaltung Identität zu schaffen. Der Ziegelei-Kreisel ist einmalig;
er existiert nur in Rosdorf und nur an dieser einen Stelle. Es gibt nicht beliebig
viele Lorenzüge, sondern nur einen. Rosdorf hat sich mit dieser Gestaltung kein
Denkmal gesetzt, wohl aber haben die Ziegeleien am Ascherberg eines erhalten.
Auf 600 Quadratmetern präsentiert sich ein Ort mit Geschichtssinn.
Und mit Bürgersinn: die Idee war keinesfalls eine
„Architektenidee“, sondern sie kam von einem Bürger, der als Zuhörer einer
Sitzung des Bauausschusses beiwohnte, sich einbrachte und mit seinem Vorschlag
einhellige Zustimmung erntete. Auch die Bezeichnung „Ziegeleikreisel“ (bislang
nur inoffiziell, gleichwohl treffend) kam von ihm.
Ist es denn verwerflich, Schönheit im öffentlichen Raum zu
installieren? Die Freude, die ein gut gestalteter Freiraum erzeugen kann, ist
reichlicher Zins für finanziellen Aufwand. Zufriedenheit kann nur in einem
ansprechenden, heimatlichen Umfeld wachsen, nicht in einer Wüste zweckmäßiger
Verkehrsbauten. Ein ansprechend und individuell gestaltetes Umfeld kann ganz
erhebliche Auswirkungen auf das Image einer Gemeinde haben. Eine Gemeinde mit Geschichtssinn,
Bürgersinn und Geschmack, mit Traditions- und Selbstbewusstsein ist sicherlich
interessant für Entscheidungsträger, die sich nicht nur mit der Ansiedlung
ihres Betriebes auseinanderzusetzen haben, sondern auch die Frage entscheiden
müssen, ob ihre Familie an diesem Ort ein Zuhause finden kann: ein räumliches
und soziales Umfeld, mit dem man sich identifizieren, in dem man heimisch
werden kann.
Wer seine Kritik in Neugierde umzuwandeln imstande ist,
wird bei der Suche nach Relikten der Ziegeleien, aber auch weiterer Zeugnisse
der Vergangenheit sicher noch viel mehr herausfinden. Dem Ziegeleikreisel sei
zu wünschen, dass er Anstoß gibt für weitere heimatkundliche Recherchen, für
Mitwirkung bei der Gestaltung des heimatlichen Umfeldes. In jedem Fall dokumentiert
er, dass eine fundierte Bürgeridee in Rosdorf sehr wohl eine gute Chance auf
Realisierung hat!
Dr. Christoph Schwahn, 2007